Neugestaltung Marktplatz Pilsting
2011
Veröffentlichung „Garten+Landschaft“ Ausgabe Mai 2012
Auszug:
„Der Marktplatz von Pilsting im Landkreis Dingolfing-Landau gilt als einer der schönsten Marktplätze in Niederbayern und steht als Ensemble unter Denkmalschutz. Um seine Aufenthaltsqualität war es allerdings schlecht bestellt, denn Vorrang hatten die Autos. Bis zur Neuplanung beanspruchten die Staatsstraße 2074 und eine auf der Westseite parallel dazu verlaufende Erschließungsstraße den Großteil des 9 000 Quadratmeter großen Platzes. Entsprechend schmal waren die Gehwege vor den Häuserzeilen. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München monierte deshalb den nicht erlebbaren Platz und die Versiegelung mit Asphalt. Zur Neugestaltung des Zentrums gab es 2002 einen Ideen- und Realisierungswettbewerb. Preisträger waren Arc Architekten mit lab brenner.
Ziel der Neugestaltung war es, den Verkehr auf der Erschließungsstraße zu reduzieren, Raum für Fußgänger und Außengastronomie zu schaffen und so den Platzcharakter wieder herzustellen. Dazu beseitigten wir die Borde und schufen eine homogene und vor allem barrierefreie Fläche. Verschiedene Beläge differenzieren dennoch die unterschiedlich genutzten Zonen. Statt 8,50 Meter ist die Staatsstraße nun nur noch 6,50 Meter breit. An der Ostseite entstanden großzügige Hausvorzonen, die die Ladenbesitzer für ihre Auslagen ebenso nutzen wie die Gastronomie. Auf der Westseite des Platzes entstand eine zehn Meter breite, gepflasterte Mischfläche. Sie wirkt wie eine Fußgängerzone, darf aber befahren werden. Vor den Häusern sind helle Betonplatten verlegt, die die Hausvorzonen optisch absetzen.
Sechs Grünflächen mit einer niedrigen Reihe aus Zierkirschen trennen die Staatsstraße und die Mischfläche. In diese Achse sind das Kriegerdenkmal, der Maibaum, Bänke und ein gläsernes Bus- und Fahrradhaus als neue Elemente integriert. Die Grünflächen markieren auch die Längsparkplätze auf der verkehrsberuhigten Westseite.
Nachts beleuchten versetzt angeordnete Mastauslegerleuchten mit Sekundärreflektoren Gehwege, Parkstreifen und die Staatsstraße. Um den Platz-charakter zu stärken, wurde der Straße lichttechnisch keine besondere Bedeutung zugewiesen. Das indirekte Licht verteilt sich stattdessen aus einer Höhe von sechs Metern vollkommen gleichmäßig über den gesamten Platz. Die exakte Verteilung verhindert zugleich, dass störendes Licht in die Wohnräume von Anwohnern dringt. Die Baumkronen werden von 22 in den Rasen integrierten Bodenstrahlern beleuchtet. In die Stahl-Glas Konstruktion des Buswarte- und Fahrradhauses wurden Leuchtstoffröhren integriert. Sie bilden die Oberkante der zwei Meter hohen Zwischenwand, die den zur Staatsstraße gewandten Wartebereich von den rückwärtigen Fahrradstellplätzen trennt. Ihr warmweißes Licht strahlen die Röhren nach oben ab, so dass Keine Blendung entsteht.“ Autorin Stefanie Haug-Grimm
Fertigstellung: 2011
Bauherr: Markt Pilsting mit Mitteln des Bayerischen Städtebauförderungsprogrammes
Zusammen mit lab landschaftsarchitektur brenner
Lichtkonzept Hans Lichtl, Hess GmbH
Fotos: Hans Lichtl, HL-Lichttechnik